1997 / 02 - Kostengünstige Grasflächen zur Gestaltung des Ortsbildes

Grasflächen sind keineswegs artenarm
Auch, wenn es nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen ist: Grasflächen bestehen aus verschiedenen Pflanzenarten oder zumindest -sorten. Mit einer geeigneten Zusammensetzung und einer angepaßten Pflege können sie ganz unterschiedlichen Zwecken dienen.
Die Pflegekosten können je nach örtlichen Bedingungen beträchtlich schwanken. Sie bewegen sich in einer Spanne von etwa 0,04 bis 0,5 DM/Schnitt und m². Eine sorgfältige Planung und ein den Rahmenbedingungen angepaßtes Pflegekonzept helfen kostengünstig zu wirtschaften.

Nutzen von Grasflächen im Siedlungsbereich
  • Landschaftsgestaltung
  • Verkehrsflächen (Fußgänger, stehender u. ruhender Kfz-Verkehr)
  • Sportflächen
  • Spielplätze
  • klimatischer Nutzen (Staubfilter, Sauerstoffanreicherung, Luftbefeuchtung)
  • ökologischer Nutzen (Rückzugsflächen, Erosionsschutz, Grundwasserneubildung)


Auf die Nutzung kommt es an!
Bereits bei der Planung muß klar definiert werden, welchen Zielen eine Grasfläche dienen soll.
Strapazierfähigkeit und stoffliche Leistungen (z.B. Sauerstoffproduktion) sind meist unmittelbar mit dem realen Pflanzenwachstum verbunden. Das bedeutet: Nur Flächen, auf denen die Pflanzen nennenswert wachsen, sind belastbar durch beispielsweise Fußgänger oder Fahrzeuge oder vermögen das Kleinklima positiv zu beeinflussen.
Entsprechend den Standortverhältnissen (Bodenart, Nährstoffgehalt, Wasserversorgung u.ä.) und der vorgesehenen Belastung muß eine geeignete Zusammensetzung des Pflanzenbestandes gewählt werden. Grundsätzlich gilt: Gräser sind stärker belastbar bzw. können sich schneller regenerieren als die meisten Kräuter. Dementsprechend sollte der Anteil der Gräser mit zunehmender Beanspruchung der Flächen größer sein.

Folgende Abstufungen sind praxisrelevant:

Spezialflächen(Sportrasen)
  • pflegeaufwendig, hoch belastbar
Gebrauchsrasen(Parkplatz, Spielplatz )
  • pflegeleicht u. strapazierbar
Extensivflächen(BlumenwieseBöschungs-rasen)
  • pflegeextensiv, nicht belastbar







Bereits die Planung hat Folgen........
Schon in der Planungsphase ist es ratsam, das spätere Pflegekonzept für die Flächen gebührend zu berücksichtigen. Nicht selten werden aus gestalterischen Gründen Flächen angelegt, deren Pflege später regelrecht „ins Geld geht“. Beispielsweise können Durchfahrten und Begrenzungen zu eng sein für schlagkräftige Mähwerke, oder die Hangneigung ist zu steil, um mit dem vorhandenen Gerät querfahren zu können. Ist die Fläche erst einmal angelegt, lassen sich die anfallenden Pflegearbeiten häufig nur noch mit erhöhtem Personalaufwand, d.h. höheren Kosten erledigen.
Sind Erdanschüttungen notwendig, sollte Gewißheit bestehen, daß die sogenannte Muttererde frei ist von problematischen Wurzelunkräutern, wie z.B. Disteln, Ackerwinde oder Ampfer. Der angestrebte Aufwuchs wird so davor bewahrt, schon von Anfang an mit unerwünschten Pflanzenarten konkurrieren zu müssen.
Durch falsche Bestandszusammensetzung, einseitige Überanspruchung, ungeeignete Pflegemaßnahmen oder ungünstige Standortbedingungen können Grasflächen einseitig verkrauten, sodaß eine Neueinsaat notwendig werden kann. Da es sich hierbei häufig um Wurzelunkräuter handelt, sollte vor der Einsaat eine einmalige, gezielte chemische Unkrautbekämpfung in Erwägung gezogen werden, damit ein dauerhafter, erwünschter Pflanzenbestand zustande kommt. Voraussetzung hierfür ist eine Genehmigung der unteren Landespflegebehörde, die rechtzeitig beantragt werden muß.

Pflegekonzept - aber welches?
Um eine Grasfläche möglichst lange bestimmungsgemäß erhalten zu können, sind standortangepaßte, auf die Nutzungsintensität abgestellte Pflegemaßnahmen erforderlich. So vielschichtig wie die Standortbedingungen (Nährstoff- und Wasserversorgung, Durchschnittstemperatur u.a.), so unterschiedlich können die Pflegemaßnahmen gestaltet werden. Aus diesem Grunde gibt es auch nicht „das Standard-Pflegekonzept“.

Grünschnittabfuhr: ja ........
Die Handhabung des Grünschnittes ist im Rahmen des Pflegekonzeptes von zentraler Bedeutung, weil sie gravierenden Einfluß auf die maschinelle und personelle Ausstattung hat. Die extensivste Variante ist die Blumenwiese mitnur 1-2 Schnitten/Jahr. Allerdings ist hierfür eine besondere Mähtechnik erforderlich (Mähbalken, Kreiselmäher) und die Kosten für die Handhabung des Schnittgutes, sowie die möglicherweise anfallenden Entsorgungskosten, müssen einkalkuliert werden.
Im Gegensatz zur Blumenwiese werden beim „intensiven Gebrauchsrasens“ im Mittel zwischen 8 und 10 Schnitte/Jahr notwendig, um die Flächen ansprechend und belastbar zu erhalten. Der Maschinenpark muß dem Einsammeln und Transport des Mähgutes Rechnung tragen. Häufig fallen nicht unerhebliche Entsorgungskosten (Kompostwerk) an. Der Mähkostenanteil liegt häufig bei 60-70 % . Auf Abfuhr und Entsorgung entfallen bis zu 30 % der Kosten. Einkauf und Ausbringung von Dünger, als Ersatz für die mit dem Schnittgut abgefahrenen Nährstoffe, dürfen ebenfalls nicht unberücksichtigt bleiben.
Vorteile dieses Verfahrens sind eine sichere Steuerung des Pflanzenwachstums, eine geringe Neigung zur Verkrautung und ein relativ flexibler Einsatz der Arbeitskräfte (auch ein etwas höherer Bewuchs ist noch zu handhaben).

..............oder nein
Im Falle des extensiven Gebrauchsrasens kann das Schnittgut auf der Fläche verbleiben. Auf Standorten mit durchschnittlicher Nährstoff- und Wasserversorgung kann dadurch auf eine zusätzliche Düngung verzichtet werden, weil durch die Umsetzung des Grünschnittes ausreichend Stickstoff freigesetzt wird.
An die Mähtechnik werden dabei hohe Ansprüche gestellt. Es muß häufig gemäht werden (ca. 15 Mähtermine/Jahr) damit das Schnittgut kurz bleibt, schnell zersetzt wird und die Flächen nicht verfilzen oder vermoosen. Langes, ungleich verteiltes und vielleicht noch feuchtes Schnittgut führt zu Fäulnis und gefährdet die geschlossene Grasnarbe. Ein sauberer feiner Schnitt und eine möglichst gleichmäßige Verteilung auf der Fläche sind Voraussetzung für eine erfolgreiche Arbeit. Je häufiger der Schnitt, desto weniger Probleme entstehen mit unerwünschter (Wurzel-)Kräutern. Etwa 90 % der Kosten entfallen auf das reine Mähen. Die Arbeitsbreite der Mäher muß daher möglichst groß gewählt werden, um die Personalkosten in Grenzen zu halten.
Vorteilhaft sind bei diesem Verfahren die Kosteneinsparungen für Düngemittel und Schnittgutentsorgung. Weniger flexibel ist hierbei allerdings der Einsatz der Arbeitskäfte.

Fazit:
Ein Patentrezept für die richtige Pflege von Grasflächen gibt es nicht. Im konkreten Einzelfall muß das Bewirtschaftungsverfahren an die vorhandenen Arbeitskräfte und die Budgets für Maschinenpark und Entsorgung angepaßt werden.




GrBl1997_02.pdf