Pflege von Rhododendron

Weltweit gibt es cirka 1000 Wildarten der Gattung Rhododendron. Diese Arten sind ursprünglich in den Alpen, in Asien und Nordamerika beheimatet. Die meisten Rhododendron-Arten dürften in Asien zuhause sein. Für den Handel sind Hybriden (spezielle Zuchtformen) und deren Sorten von Bedeutung. Wildarten oder einfache Hybriden von Wildarten gelten meist als Liebhaberpflanzen.

Rhododendron-Gruppen
Das Rhododendron-Sortiment wird in sechs Gruppen gegliedert:
  1. Großblumige Rhododendron-Hybriden
  2. Rhododendron williamsianum-Hybriden
  3. Rhododendron repens-Hybriden
  4. Sommergrüne Azaleen-Hybriden
  5. Rhododendron-Wildarten und verwandte Hybriden
  6. Japanische Azaleen

Bodenansprüche und pH-Wert

Rhododendron-Arten lieben einen humosen Boden. Durch ständige Zufuhr von organischen Materialien in den Boden entsteht ein positiver Mehrfacheffekt. Einmal hat die Zersetzung organischer Materialien, wie zum Beispiel bei herabgefallenen Blättern, eine Anreicherung von Nährstoffen im Boden zur Folge. Für solche natürlichen Zersetzungsprozesse sind viele verschiedene Mikroorganismenarten erforderlich. Organisches Material fördert damit das Bodenleben, und zwar sowohl hinsichtlich der Gesamtzahl aller Bodenbakterien als auch nach der Vielfalt der Bakterienarten.
Das Zersetzungsendprodukt, der Humus, wirkt sich nicht nur verbessernd auf die Bodenfruchtbarkeit aus, sondern fördert zusätzlich noch die Durchlüftung des Bodens und dessen Fähigkeit, Feuchtigkeit zu binden.
Weiterhin werden bei der Zersetzung, je nach Art des organischen Materials, mehr oder weniger große Mengen von Huminsäuren frei, die eine Absenkung des pH-Wertes bewirken. Auf diese Weise entsteht “saurer” Boden. Dieser Effekt ist bei Rhododendron und vielen anderen Moorbeetpflanzen erwünscht, weil die meisten Rhododendron-Arten Böden mit niedrigem pH-Wert beanspruchen; auf vorhandenen Kalk reagieren sie meist sehr empfindlich.
Eine Möglichkeit, ständig Zufuhr organischen Materials zu gewährleisten, ist die Aufbringung einer dauerhaften Mulchschicht auf den Boden. Dadurch wird die Verdunstung von Feuchtigkeit aus dem Boden verhindert.
Aus den genannten Erklärungen können daher für die Praxis folgende Hinweise gegeben werden:

  1. Eine Bodenverbesserung erfolgt am besten mit halbfertigem Kompost. Dieser ist jedoch nur außerhalb des Wurzelbereiches flach einzuarbeiten (ansonsten Beschädigung des Wurzelkörpers). Mulchab-deckungen sind im Regelfall mit Rindenkompost oder Nadelerde vorzunehmen. Muss der pH-Wert stärker abgesenkt werden, sollte Rindenmulch oder noch besser Sägemehl verwendet werden.
  2. Die Verabreichung von organischen Materialien sollte im Rhythmus von cirka zwei Jahren erfolgen.
  3. Besonders wichtig ist ein niedriger pH-Wert, auf den geachtet (Kontrolle mit Teststreifen) werden muss.
  4. Auf eine ausreichende Feuchtigkeit im Boden ist zu achten; Trockenheit ist schädlich

Bewässerung
Der Humusgehalt im Boden und vor allem das Mulchen mit organischen Materialien tragen wesentlich zur Verbesserung des Feuchtigkeitshaushalts des Bodens bei. Umgekehrt ist Feuchtigkeit ebenso wichtig für die Humusbildung und das Bakterienleben. Sollte es dennoch zu Trockenheit im Boden kommen, so muß gewässert werden. Hier sind vorrangig zwei Zeitpunkte zu beachten:
  1. Herbst: Die Rhododendronpflanzen dürfen nicht mit trockenem Ballen in den Winter kommen, da diese sonst erfrieren. Daher muß vor Winterbeginn ausreichend gewässert werden.
  2. Frühjahr: Wenn das Frühjahr, also der Zeitraum vor der Blüte, niederschlagsarm verläuft, sollte gewässert werden, weil sonst die weitere Blütenknospenentwicklung und damit der Blütenflor negativ beeinträchtigt wird.
Generell gilt beim Gießen, das Wasser nicht auf den Boden platschen lassen, weil hierdurch die Bodenstruktur zerstört wird.

Kalktolerante Rhododendron
Wie ausgeführt, vertragen Rhododendron-Arten keinen Kalk. In den meisten Gegenden von Rheinland-Pfalz und dem Saarland gibt es in der Regel keine Schwierigkeiten, entsprechende Böden zu finden und so zu behandeln, dass sie den erforderlichen niedrigen pH-Wert auch behalten.
Ausnahmen bilden einzelne Regionen und Gebiete, z. B. Rheinhessen. Dort finden sich entweder Gesteinsverwitterungsböden, die von Natur aus alkalisch sind, oder es handelt sich um kalkhaltige Lössböden, die in der letzten Zwischeneiszeit angeweht wurden. Solche Böden sind erst einmal für die Pflanzung von Rhododendron ungeeignet. Jeder Gartenfreund muss wissen, dass es grundsätzlich unmöglich ist, für Rhododendron den pH-Wert eines Bodens dauerhaft zu verändern.
Die einzige Möglichkeit, auf ungeeigneten Standorten Rhododendron zu kultivieren, ist die Anpflanzung kalktoleranter Rhododendron-Sorten. Seit einigen Jahren gibt es entsprechende Neuzüchtungen. Das vorhandene Sortiment ist zwar zur Zeit nicht groß, dennoch stellen diese Züchtungen für den Gartenliebhaber eine große Errungenschaft dar, um auch in Böden mit neutralem oder schwach alkalischem pH-Wert Rhododendron gedeihen zu lassen. Leider bieten noch nicht alle Baumschulen und Gartencenter solche Züchtungen an.
Alle anderen Möglichkeiten, wie beispielsweise Hochbeete anzulegen und sie mit speziellen Rhododendron-Substraten aufzufüllen, sind langfristig zum Scheitern verurteilt, denn sie behalten ihre saure Bodenreaktion nicht auf Dauer. Hinzu kommt das große Problem mit der Feuchtigkeit, denn es muß laufend gewässert werden.

Ansprüche an den Standort
Die meisten Rhododendron-Arten bevorzugen einen Standort mit Halbschatten. Bei der Standortwahl deshalb möglichst pralle Sonne meiden. Dies gilt besonders für die Gruppe “Großblumige Rhododendron-Hybriden”. Die meisten Rhododendron-Arten beanspruchen eine hohe Luftfeuchtigkeit. Von der Gestaltung her lassen sich Rhododendron gut mit anderen Moorbeetpflanzen wie Winterheide (Erica), Sommerheide (Calluna) und Lavendelheide (Pieris) kombinieren. Auch die Kulturheidelbeere würde hier gut hinein passen, die allerdings sonnigere Standorte bevorzugt.
Da die anderen Moorbeetpflanzen, ebenso wie Rhododendron, humose Böden und einen niedrigen pH-Wert benötigen, bietet sich ein Zusammenpflanzen nicht nur aus Gründen der Gestaltung her an, sondern vor allem auch hinsichtlich der geschilderten Ansprüche an Standort und Pflege. Rhododendron sollten möglichst in Gruppen angepflanzt werden.

Schnitt
Im Regelfall werden Rhododendron wenig geschnitten; dennoch können Schnittmaßnahmen erforderlich werden. Als Gründe sind zu nennen:
  1. Die Gehölze werden zu groß und
  2. die Rhododendron beginnen im unteren Bereich zu verkahlen bzw. zu vergreisen.
Vor allem bei verschiedenen Sorten aus der Gruppe “Großblumige Rhododendron-Hybriden” empfiehlt sich dann ein Schnitt. Als idealer Zeitpunkt gilt, wenn die Rhododendron abgeblüht sind. Zu diesem Zeitpunkt treiben unterhalb der abgeblühten Blütenstände neue Triebe aus. Es kann bis ins alte Holz zurückgeschnitten werden. Jedoch muss hierbei auf die Möglichkeit einer Regeneration des Holzes geachtet werden, da ansonsten ein erwünschter Neuaustrieb nicht erfolgen kann. Von einem radikalem Rückschnitt, wie er bei anderen Gehölzen gerne praktiziert wird, ist dringend abzuraten!

Düngung
Wenn über die laufende Aufbringung organischer Materialien auf den Boden für eine ausreichende Humus- und Säureanreicherung gesorgt wird, dann reicht im Allgemeinen auch die Nährstoffversorgung aus.
Geschieht dies nicht, können Versorgungsengpässe entstehen. Besonders wenn der pH-Wert ansteigt, gibt es im Boden chemische Veränderungen, durch welche die Verfügbarkeit bestimmter Nährstoffe nicht mehr gegeben ist. Das betrifft vor allem den Nährstoff Eisen. Eisenmangel tritt zumeist dann auf, wenn der pH-Wert ansteigt. Als Gegenmaßnahme muss der pH-Wert sofort gesenkt werden, und es empfiehlt sich, flankierend eine Blattdüngung mit einem im Handel erhältlichen Eisendünger vorzunehmen.
Sollten die Humusgaben zur Nährstoffversorgung nicht ausreichen, so kann mit einem physiologisch sauer wirkenden Dünger gearbeitet werden. Im Handel sind spezielle Rhododendrondünger erhältlich, mit denen diese Wirkung erzielt wird. Keinesfalls darf mit Düngern gearbeitet werden, in denen Kalk enthalten ist.

Krankheiten und Schädlinge

Chlorose: Gelbe Blätter sind meistens auf Eisenmangel zurückzuführen. Näheres wurde unter dem Punkt “Düngung” bereits behandelt.

Welke: Die Ursache des Einrollens der Blätter im Sommer und das anschließende Absterben der Triebe ist zunächst auf Staunässe oder Überdüngung zurückzuführen. Parallel treten dann auch verschiedene pilzliche Erreger auf. Befallene Pflanzen können meist nicht mehr gerettet werden.

Blattfleckenkrankheiten: Durch falsche Pflege und ungeeigneten Standort geschwächte Rhododendronpflanzen können von verschiedenen Pilzkrankheiten befallen werden, die vornehmlich Nekrosen (begrenzte Felder mit zerstörtem Blattgewebe) auf dem Blatt hervorrufen. Die einzige wirksame Gegenmaßnahme stellt die Beseitigung der Ursachen (z.B. falsche Standortwahl) dar.

Knospenbräune: Die Blütenknospen werden braun und sterben ab. Ursache hierfür ist ein pilzlicher Erreger, der durch die Rhododendronzikade (saugendes Insekt) übertragen wird. Falsche Pflege und ein ungeeigneter Standort fördern den Befall. Gegenmaßnahmen: Beseitigung der Ursachen, chemische Bekämpfung der Zikaden ab Mai, Fang der Zikaden mit Gelbtafeln ab Juli . Zudem sollten die befallenen Knospen mitsamt eines Stücks des Triebes abgeschnitten und über den Hausmüll entsorgt werden.
Weitere pilzliche Erkrankungen sind Ohrläppchenkrankheit und Septoria-Blattfleckenkrankheit, die jedoch vornehmlich an Azaleen auftreten können. Neben Hygienemaßnahmen wären in Ausnahmefällen Fungizide einsetzbar.

Rhododendronzikade: Saugschäden an den Blättern, die zum Verkräuseln derselben führen können. Die Rhododendronzikade tritt in den letzten Jahren zunehmend als Schädling auf. Sie ist zudem auch der Überträger der Knospenbräune.

Rhododendron-Mottenschildlaus: In warmen Jahren kann dieser Schädling auftreten und saugt dann blattunterseits. Es treten Verkräuselungen an den Blättern auf. Verursacher ist eine Weiße Fliege, deren Auftreten besonders an Azaleen beobachtet wird. Sie trägt wesentlich zur Verbreitung der Ohrläppchenkrankheit bei.

Rhododendronwanze: Es gibt zwei ähnlich aussehende Arten, die beide zu den wichtigsten Schädlingen an Rhododendron zählen. Der Schaden zeigt sich etwa ab Ende Mai bzw. Anfang Juni. Blattunterseits saugen Larven, weshalb oberseits gelblich-silbrige Saugstellen als Sprenkelungen zu sehen sind.
Später sind auch die erwachsenen Wanzen zu sehen. Befallen werden vor allem Pflanzen aus der Gruppe “Großblumige Rhododendron-Hybriden”. Bei schwerwiegendem Befall muss eine Bekämpfung mit einem geeigneten Pflanzenschutzmittel durchgeführt werden.

Weitere Schädlinge, wie der Gefurchte Dickmaulrüßler oder die Azaleenmotte können ebenfalls an Rhododendron-Pflanzen auftreten. Bekämpfungsmaßnahmen sowie die Nennung geeigneter Präparate sind bei der Gartenakademie zu erfragen.

Vorbeugender Pflanzenschutz
Wie bereits ausgeführt, können falsche Pflege, unsachgemäßer Standort und ein hoher pH-Wert viele Krankheiten an Rhododendron begünstigen.
Pflanzen, die zudem unter Stress leiden, werden in der Regel von Krankheiten und Schädlingen stärker befallen als gesunde Pflanzen.
Von daher sind die Schaffung optimaler Standortbedingungen und die Vermeidung von Pflegefehlern die wichtigsten vorbeugenden Maßnahmen zur Gesunderhaltung von Rhododendronpflanzen im Garten.



Johann.Schierenbeck@DLR.RLP.DE     www.gartenakademie.rlp.de